Mittwoch, 15 Mai 2019 14:17

DER KÖRPER ALS INSTRUMENT

geschrieben von Sandra
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(8 Stimmen)

Es gibt da eine Frage aus der „gewaltfreien Kommunikation“, die da lautet:
WAS BRAUCHST DU?
Also, du kannst dir das so vorstellen:
Wir haben einen verbalen Austausch...jeder redet ein bisschen am anderen vorbei,
hört vielleicht nicht richtig zu,
fühlt sich nicht verstanden oder gesehen
und ZACK...es wird zum Streitgespräch...
jetzt ist EINER von uns achtsam, merkt, was da passiert und hält inne - da ich das wahrscheinlich eher nicht bin,
WEIL meine Emotionen mich übermannen, WEIL ich,
wenn´s unbequem wird, voll in meine Trigger falle,
bist DU das also. Und du sagst:
„Hey, wir kommen so nicht weiter!“
Und dann stellst du diese Frage:
„WAS BRAUCHST DU?“
Also, was braucht es hier, um mich verstanden und gesehen zu fühlen...
JA, VERDAMMT...WAS BRAUCHE ICH?
Ich habe es als Kind nicht gelernt meine Bedürfnisse oder persönlichen Grenzen klar zu definieren, geschweige denn, sie verbal zu kommunizieren und einzufordern.
Ich weiß oft also gar nicht, was ich will, oder brauche.
Ich spüre mich selbst auf eine komische Art und Weise gar nicht,
als wär ich mir selber unsichtbar.
Das bringt mich dann oft in eine Situation, in der ich mich zu etwas äußern oder mich entscheiden muss, wo ich gar nicht weiß...WAS WILL ICH EIGENTLICH?
Also was brauche ICH, womit fühle ICH mich wohl?

Mein Kopf kennt hier keine Antwort -
wohl aber mein KÖRPER!
Ja, das kristallisiert sich nach all den Jahren immer besser für mich heraus -
mein Körper WEISS alle Antworten!
Für mich wird mein Körper immer mehr zu einem Instrument,
meinen inneren Raum, meine Bedürfnisse und Grenzen wahrzunehmen,
zu spüren, was mir gut tut und was nicht.
Indem ich meine Atmung wahrnehme und in mich hinein spüre,
indem ich wahrnehme, wie WEIT oder ENG
sich mein Körper an gewissen Stellen in bestimmten Situationen anfühlt,
hilft es mir herauszufinden,
was ich brauche und nicht brauche.
Der zweite Schritt ist dies über die Sprache klar zu kommunizieren.
Für mich ist das alles ein großer und langer Prozess!
Ich lerne, mache Fortschritte und fall auch mal wieder ein kleines Stück zurück.
Aber ich schreite stetig voran.

Früher dachte ich, es ist toll, dass ich immer erst nach den anderen schaue,
es versuche allen Recht zu machen.
Das Ding ist aber, wenn du es dann nicht wirklich GERNE
und ÜBERZEUGT für den anderen tust,
sondern mit einem inneren Unwohlsein oder gar Ärger,
weil du deine eigene Grenze überschreitest, oder deine eigenen Bedürfnisse hier ignorierst,
trägst du es ja doch nach außen,
auch da „verrät“ dich wieder deine Körpersprache,
der Körper WEISS ALLES! Und er SPRICHT Bände!
Also, nutze ihn weise als INSTRUMENT, wenn es dir vielleicht manchmal ähnlich geht wie mir!

Und es ist nicht egoistisch, sich um sich selbst zu kümmern.
Denn erst wenn du deinen inneren Raum definiert hast und weißt was du brauchst,
kannst du dem anderen KLAR gegenüber treten und dich wirklich sichtbar machen,
damit kann dein Gegenüber mit Sicherheit mehr anfangen,
als mit einer Körpersprache, die etwas ganz anderes sagt, als deine Worte...das ist Wischiwaschi und für andere einfach nur irritierend!
Und wenn du dich in deinem inneren Raum sicher und zu Hause fühlst,
WEISST, WAS DU BRAUCHST,
kannst du deine Grenzen auch wieder ausweiten und deine Bedürfnisse
BEWUSST auch mal hinten an stellen...das nötige Feingefühl stellt sich dann ganz von alleine ein.

Ich danke und ehre heute meinen Körper
jedes Herzklopfen und kleines Zittern in der Stimme,
jedes rot werden,
jedes Engegefühl, jede Verspannung in den Schultern und im Nacken,
jeden Bauchschmerz,
jeden schmerzenden Wirbel meines Rückgrates,
jede herausgesprungene Bandscheibe,
jeden Kopfschmerz.
Ja, mein Körper ist weise und hat mir was zu sagen,
ich muss nur gut hinhören!

Seid gut zu euch!
Aho.

Sandra

Letzte Änderung am Donnerstag, 16 Mai 2019 06:52
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2 Kommentare

  • Kommentar-Link Sandra Donnerstag, 23 Mai 2019 08:32 gepostet von Sandra

    Ute...JA! Du bist auf einem guten Weg! Er führt ganz tief zu dir selbst!
    Danke, für deine wertschätzenden und ehrlichen Worte. Ich sehe dich!
    Und ich danke dir von Herzen, dass ich dich auf deinem Weg ein Stück begleiten darf!

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  • Kommentar-Link Ute Borchers Dienstag, 21 Mai 2019 09:08 gepostet von Ute Borchers

    WAS BRAUCHST DU? JA, VERDAMMT...WAS BRAUCHE ICH? Wenn Zack...meine Emotionen mich überrollen...und ich nicht mehr denken kann...gibt es in diesem Moment überhaupt einen Gedanken, den ich denken kann? Mein Kopf ist leer, was brauche ich Jetzt, ja VERDAMMT, was brauche ich Jetzt? HILFE! NEIN! Ich wollte sagen: "Ich fühle mich hilflos!" Ich könnte heulen, ich könnte schreien, ich weiß nicht, was ich brauche! Verdammte Trigger!
    Da spüre ich deine Hand! Plötzlich wischst du mit einer Geste all meine Zweifel fort und ich fühle mich sofort wieder geborgen!
    Ich finde es toll, wenn jemand seinen Körper so spüren kann, so in sich hinein spüren kann...so dass er immer mehr zum inneren Raum wird.
    Ich bin auf einem guten Weg...ich werde auf jeden Fall JETZT und in Zukunft öfter meinen Körper versuchen wahrzunehmen und in mich hinein spüren.
    DAS HABE ICH MIR FEST VORGENOMMEN!

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